Die Region um Mehlis war schon seit frühester Geschichte mit der Waffenherstellung verbunden. Die zentrale geographische Lage für den Handel, verbunden mit der Holzverarbeitung, und Köhlerei und der Abbau von Eisenerzen, Silber und Gold, sowie deren Verarbeitung sicherten den Bestand. So verrichtete bereits 1357 in Mehlis ein Eisenhammer seine Arbeit.
Bis etwa 1570 bestanden die Waffenlieferungen aus Hellebarden, Spießen, Schwertern, Armbrüsten, Harnischen, dann nahm die Herstellung von Gewehrläufen immer mehr zu, und nach 1630 begann die Entwicklung von Waffen modernerer Bauart. In Mehlis arbeiteten damals nicht nur 106 Büchsenmacher, sondern es existierten bereits zwei Gewehrfabriken und zehn Hammerbetriebe, sowie ein eigener Schmelzofen.
Die Wurzeln des Walther-Clans gehen bis in das 18. Jahrhundert zurück. Nach einer familiären Bindung an die Familie Bodenschatz wurde auch das Waffenhandwerk zur Familiengeschichte. Der aus Verbindung hervorgegangene Sohn August Theodor Albert Walther lernte schon das Handwerk des Gelb- und Weißgießers beim Meister Ernst Ludwig Barthelmes und ehelichte 1858 Rosalie Wilhelmine Amalie Pistor. Sie war die Tochter des Fabrikbesitzers Wilhelm Pistor, der ebenfalls aus einer langen Reihe von Büchsenmachern und Waffenhandwerkern stammte. Aus der Verbindung von Rosalia und August Walther ging am 22. November 1858 in Zella St. Blasii als erster von drei Söhnen Carl Wilhelm Freund Walther hervor.
C.W. Walther, der spätere Begründer der Walther-Dynastie trat 1873 beim Büchsenmacher Willibald Barthelmes in die Lehre und erhielt im Anschluß daran seinen Gesellenbrief. Nach Ableistung seines Militärdienstes kehrte er für einige Zeit zu seinem alten Meister zurück und nahm schließlich einen Posten als Gehilfe beim Büchsenmacher Albin Schneider an. Nach zwei Jahren verließ er dieses Verhältnis, um sich in mechanischen Betrieben größere Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen. So arbeitete er einige Zeit bei Andreas Jopp in Mehlis, wo hauptsächlich Büchsen mit Mauser-System gefertigt wurden.
Im Herbst 1886, mit 28 Jahren, machte Carl Walther sich dann selbständig und richtete in Zella St. Blasii eine Werkstatt ein. Das Geschäft gedieh und Carl Walther stellte zusätzliches Personal an.
Im Jahr 1888 ehelichte er Minna Georgine Pickert, die Tochter des bekannten Revolver-Herstellers Christian Friedrich Pickert, der seine Produkte unter dem einprägsamen Namen "Arminius" auf den Markt brachte.
Zunächst wurden nur Scheibengewehre mit Martini-System hergestellt, später folgten Waffen mit dem Aydt-System.
1903 begann er die Firma auszubauen und mit besseren Maschinen auszustatten
Zum Stolz C.W. Walthers zählten die fünf Söhne: Fritz August (24. März 1889), Georg Carl (16. März 1890), Willy Alfred (2. Juli 1891), Erich Hans (4. November 1895) und Carl Lothar(3. Mai 1899). Diese wurden schon frühzeitig zu kleineren Arbeiten herangezogen.
Sohn Fritz hatte das größte Talent und absolvierte er als erster Sohn bei seinem Vater eine strenge Lehrzeit. Ihm folgen auch Georg und Willy. Die ersten drei Söhne setzten die Büchsenmacher-Tradition fort, während sich Hans Erich dem kaufmännisch hervortat und Carl Lothar Werkzeugmacher wurde.
Nach seiner Gesellenprüfung ging Fritz Walther nach Berlin und fand als Werkzeugmacher Arbeit in der großen Firma Loewe & Co. Dorthin schickte ihm eines Tages sein Bruder Georg aus Zella St. Blasii einige Pistolen. Sie stammten aus der Konkursmasse einer Firma und Fritz sollte sie Verkaufen, um etwas mehr Geld zur Verfügung zu haben. Fritz verkaufte die Waffen aber nicht, sondern begann damit zu experimentieren und konnte von Berlin aus seinen Vater zum Aufbau einer Pistolenfertigung überreden. Zwei Jahre später kehrte er in seine Heimatstadt zurück, um die projektierte Pistolenfabrikation zügig voranzutreiben.
1908 gab es bereits 15 Mitarbeiter, mit denen die Serienfertigung des neuen Pistolentyps im Kaliber 6,35 mm, Modell 1 genannt, begann. Schon 1909 folgte das Modell 2, ebenfalls im Kaliber 6,35 mm. Abermals nach einem Jahr kam Walther mit den Modellen 3 und 4 heraus. Die letztgenannte Pistole entwickelte sich zu einem Verkaufserfolg. Drei Jahre später folgte das Modell 5, eine Neuauflage des Modells 2.
1913 heiratet Fritz Walther seine Gertrud Schmidt, und am 25. Juni 1913 kam als erster Sohn Gerhard Carl Emil zur Welt. Am 9. Juni 1914 folgte Anneliese Helene Minna und am 27. März 1916 Charlotte Paula Erika. Zuletzt wurde Karl-Heinz am 3. November 1923 in Erfurt geboren.
1914 begann der 1.Weltkrieg und die Walther-Söhne Georg und Willy mußten einrücken, wobei Willy später fiel. Erich und Lothar besuchten noch die Schule. Fritz war als Ältester reklamiert worden und stand nun dem Betrieb vor. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten 80 Betriebsangehörige an 50 Maschinen in der Firma. Das reichte nun nicht mehr aus, deshalb planten die Walthers eine neue, wesentlich größere Fabrik auf dem Märzenberg.
Der Krieg stellte größte Anforderungen an das Werk, und die Arbeit lief Tag und Nacht.
1915 siedelte die Firma in den ersten Bauabschnitt, auf einem 22 000 Quadratmeter großen Areal im Bereich der Straße Langewiese um. Von der Gebäudegrundfläche standen nun 6750 Quadratmeter für die eigentliche Fertigung zur Verfügung. Nur zwei Jahre später wurde nochmals erweitert, und 500 Männer stellten an 750 Maschinen den Nachschub für die Front sicher. Nicht nur eigene Entwicklungen, sondern besonders auch Klein- und Einzelteile für Fremdwaffen und -geräte, wie zum Beispiel aus der MG-Fertigung, gehörten zum Fertigungsumfang. In der Konstruktionswerkstatt begann Fritz Walther bereits mit der Konzeption des Pistolen-Modells 6 im neuen Kaliber 9 mm Parabellum, das 1915 erschien.
Am 9. Juli 1915 starb Carl Wilhelm Walther. Die Leitung lag nun bei den drei ältesten Söhnen. Während Fritz die Gesamtleitung übernahm, lenkten Georg und Hans Erich als Generaldirektor und Verkaufsleiter die Geschicke der Firma.
Im Jahre 1917 folgte schließlich das Pistolen-Modell 7.
Im Herbst 1916 mußte die Gewehrfabrik Spandau einsehen, daß das von der Truppe so dringend angeforderte MG 08 nicht ohne Einbeziehung der Privatindustrie in genügend großen Stückzahlen gefertigt werden konnte. Insbesondere die Lieferung der verschleißanfälligen MG-Schlosse bereitete große Schwierigkeiten. 12 Privatbetriebe erhielten sämtliche Unterlagen, sowie ein Musterschloß, Lehren und Material. Unverzüglich sollten sie wenigstens vier Schlosse zur Begutachtung schicken.
Als die vier ersten MG-Schlosse der Firma Walther in Spandau eintrafen, wurden sie sofort geprüft und beschossen und bereits in den nächsten Tagen erhielt Walther lukrative Aufträge für diesen speziellen Waffenzweig.
1918 wurde der Krieg beendet, und am 28. Juni 1919 folgte das Friedensdiktat von Versailles mit den für alle Parteien unbefriedigenden Ergebnissen. Während der gesamten Kriegszeit hatte Walther die Modelle 4 bis 7 hergestellt, doch nun beendete der Versailler Vertrag eine Großteil der Waffenproduktionen in Deutschland. Da aber die Firmenstruktur nicht in erster Linie auf die Kriegswaffen-Produktion ausgerichtet war, geriet Walther auch nicht wie viele andere Firmen in eine existenzbedrohende Lage. Trotzdem brach der Waffenmarkt erheblich ein. Die Belegschaft sank in den ersten Jahren auf 350 Beschäftigte.
Wie andere Fimen suchte auch Walther nach neuen Produkten, um ihr Lieferprogramm zu ergänzen und auszuweiten. Die Walthers begannen mit der Fertigung von Fahrradteilen, Getrieben, Steuersätzen und Freiläufen. doch im Jahre 1924 war die Richtung klar: Rechenmaschinen sollten das Firmenangebot erweitern. Walther war eine der wenigen Firmen, die zu diesem Zeitpunkt Massenentlassungen vermeiden konnte. Während andere angesehene Waffenfabriken Konkurs anmeldeten, stand die Firma durch die Rechenmaschinen-Produktion relativ gefestigt da.
Im Jahre 1919 schlossen sich die Gemeinden "Zella St. Blasii"und "Mehlis" zur Gemeinde "Zella-Mehlis" zusammen. Für den Waffensammler ist das Jahr 1920 interessant , denn hier fand in der Walther-Fertigung die Änderung des Schriftzuges "Zella St. Blasii" in "Zella-Mehlis" statt.
In dieser Zeit entstand das Modell 8, eine hervorragende Taschenpistole, die er 1920 auf den Markt kam. Kurz darauf begann Fritz Walther mit der Fertigung seiner Pistole Modell 9 und der Automatik-Flinte.
Gerade als man sich ernsthafte Gedanken über die Waffenfabrikation machten, erhielten sie den Entwicklungsauftrag für eine Leuchtpistole, und kurze Zeit später traf der erste große Auftrag von der Reichswehr ein. In den Jahren 1926/27 verließen tausende von Leuchtpistolen das Werk.
1929 stellte Fritz Walther seine PP und zwei Jahre später die PPK vor. Mit diesen Waffen gingen auch die Namen Walther und Zella-Mehlis um die ganze Welt.
Vor dem Jahr 1933 drängte die Firma Walther kaum in den militärischen Bereich. Aber mit dem Anbruch des "Dritten Reiches" sahen sie sich veranlaßt, hier aufzuholen. Nach dem beispiellosen Erfolg der Polizei-Pistolen folgte 1938 der nächste Schritt mit der neuen Dienstpistole P 38 für die Wehrmacht. Bis 1933 zählten die Offiziere der Reichswehr zu Fritz Walthers guten Kunden. Jetzt gaben sich in dem kleinen Städtchen neben den Offizieren die nationalsozialistischen Parteiorganisationen die Klinke in die Hand. Außer den üblichen in- und ausländischen Behörden wollten auch diese Gruppierungen der NSDAP, wie zum Beispiel der NSKK, NSFK, HJ, SA und SS, mit Walther-Pistolen ausgestattet werden. Besonders beliebt bei den politischen Leitern waren dabei die PP und PPK, die sie gerne als sogenannte "Ehrengabe" entgegennahmen.
Die Kapazität des Betriebes erreichte Anfang des Jahres 1945 bei 2500 Angestellten mit 25000 Stück Karabinern 43 und \/olksgewehren sowie der gleichen Stückzahl an Pistolen pro Monat ihren absoluten Höhepunkt. Die Fabrikanlagen mußten in ihrem Umfang laufend erweitert werden, was auch durch den Ankauf naheliegender anderer Fabrikstätten erfolgte.
Mit dem Ende des Krieges lag Deutschland in Trümmern. Am 3. April 1945 hatte die amerikanische 11th Armored Division als Vorauskommando der 3.US-Armee Zella-Mehlis ohne Widerstand eingenommem. Hier wurde auch die Fabrik durch die Amerikaner unbeschädigt übernommen.
Der kämpfenden Truppe folgten die Spezialisten der "Technical Intelligence Teams" auf dem Fuße. Sie waren für die Sicherstellung der technischen Entwicklungen zuständig.
Dann übernahmen die Sowjets Thüringen. Die Anlagen wurden demontiert und verschwand hinter dem Eisernen Vorhang. Die verbleibenen Gebäude wurden gesprengt.
Die Familie Walther wurde zuvor zuvor in ein amerikanisches Internierungslager gebracht.
Nach drei Wochen wurden sie entlassen und zogen in dem 800 Einwohner zählenden Ort Bissingen-Oblohn, wo Fritz Walther erneut mit der Arbeit begann. Einige Jahre blieben sie dort, dann stellte eine befreundete Firma in Heidenheim den Walthers einen besseren Schuppen samt kleinerer Maschinen, leihweise zur Verfügung. 1947 beschäftigte Walther bereits 22 Mitarbeiter in Heidenheim, die an der kleinen Kurbel-Rechenmaschine entwickelten.
Trotz aller Schwierigkeiten ging es langsam bergauf. Georg Walther mietete 1947 in Gerstetten ebenfalls eine Baracke, um dort die Schaltwerke der Rechenmaschine zu bauen. Schließlich erfolgte im September 1948 der Umzug nach Niederstotzingen. Das aufkeimende Wirtschaftswunder machte sich bald bemerkbar, und das Zweitwerk in Gerstetten wuchs empor. Aus der "Abteilung Büromaschinen" entstand ein eigenständiger Betrieb, den Georg Walther übernahm. Weitere Expansion folgte auch in Niederstotzingen.
Das Hauptinteresse Fritz Walthers galt aber nach wie vor der Waffenfertigung.
Wegen der gesetzlichen Beschränkungen begann Walther Druckluft-Waffen herzustellen. Dafür bezog er in Ulm einen doppelstöckigen Teil der alten Donaubastion in der Schillerstraße 1. Einige überzählige Räume stellte Fritz Walther der Firma Anschütz zur Verfügung.
Bereits 1950 wurde die die Sitzverlegung der OHG von Zella-Mehlis nach Ulm ins Handelsregister eingetragen Schon 1951 mußte Fritz Walther an den Umzug in größere Räume denken. Schließ erwarb die Firma ein größeres Grundstück in der Wilhelmstraße 28, und im Oktober 1953 konnte dort der erste Neubau bezogen und mit der Herstellung einer neu projektierten Luftpistole begonnen werden.
Eine eigenständige Fabrikation von scharfen Waffen scheiterte weiterhin an den behördlichen Genehmigungen. Daher schloß Walther mit der Firma Hämmerli AG in der Schweiz ein Abkommen zur Fertigung der Sportpistole "Olympia" und mit der französischen Firma Manurhin (Manufacture De Machines Du Haut-Rhin) in Mühlhausen/Elsaß einen Vertrag über die Nutzung seiner Patente zur PP und PPK, die dort im Oktober 1952 in Produktion gingen.
Dann wurden die Bestimmungen gelockert. Nach der Luftpistole folgte das erste KK-Gewehr und schließlich eine Schonzeitbüchse, die sich zum Exportschlager entwickelte. Die Zahl der Mitarbeiter war inzwischen auf 200 Personen angewachsen.
Ab 1953 stellte Walther zur Komplettierung der Manurhin-Lizenzpistolen Teile der PP und PPK her. Außerdem entwickelter er eine Schreckschußpistole, zugeschnitten auf die Selbstschutz Bedürfnisse von Frauen.
Da nun auch die Bundeswehr aufgebaut wurde und diese an der P 38 großes Interesse zeigte, begann man mit entsprechenden Vorarbeiten. Tatsächlich konnten auch im Mai 1957 die ersten Pistolen als P 1 ausgeliefert werden.
1966 starb Fritz Walther in Alter von 77 Jahren. Sein Sohn Karl-Heinz nahm als Familiengesellschafter den Platz in der Firmenführung ein.
Mit Genugtuung konnte die Familie Walther im Jahr 1970 auf ein breit gefächertes Firmen-Imperium blicken.
Wenige Jahre später stand Karl-Heinz Walther vor einer schwierigen Aufgabe: Rezession und gleichzeitig Einbrüche durch das 1972 in Deuschland neu aufgelegte Waffengesetz mit seinen Restriktionen.
\/öllig überraschend starb Karl-Heinz Walther am 2. November 1983. Die Firmenleitung blieb zunächst in der Familie.
Die Rezession hielt weiter an und alles, was sich irgendwie verkaufen ließ, wurde zu Geld gemacht. Dazu gehörte nicht nur das Firmengelände samt Gebäuden, sondern auch die besten und teuersten Gildemeister-Präzisionsmaschinen. Neben der Schäfterei und Härterei wurde auch die Werkzeugschleiferei dicht gemacht. Nach der Freien Pistole fielen die Kleinkaliber-Gewehre aus dem Programm.
Daß die Carl Walther GmbH in einer Krise steckte, war allen längst bekannt, und auch über einen eventuellen Verkauf war einiges durchgesickert. Allerdings stand für viele fest, daß die österreichische Firma Steyr-Mannlicher den Zuschlag bekommen würde, denn ein Vorvertrag lag bereits unterschrieben auf dem Schreibtisch.
1993 kaufte jedoch ganz überraschend die UMAREX-Gruppe die Firma Walther, mit der Aussage:
"Unser erstes Ziel ist der Rückgewinn der Marktbedeutung von Walther"