Tulskij Oruzheinij Zavod (TOZ)


Die ältesten russischen Waffen-Produktionszentren waren Kaschira, Tula und Ustyuschna. Bis auf Tula war ihre Fertigung für militärische Verwendung gering und kam es nicht zur kontinuierlichen Waffenherstellung oder zur Entstehung von Großhandwerksbetrieben. Staatliche oder halbstaatliche Manufakturen bildeten sich erst relativ spät aus. Bis in das 19. Jahrhundert hinein blieben neben Waffenfabriken die überlieferten Handwerksbetriebe und Heimarbeitsstrukturen bestehen.
Die "Imperatorkij Tulskij Oruzejnyj Zavod" (Kaiserliche Waffenfabrik in Tula) wurden bereits 1595 von Zar Boris Godunow gegründet. Sie gelangte aber erst unter Peter 1. ab 1705 zu anhaltender Bedeutung und erhielt 1712 mit starken Wassermühlen die Voraussetzungen für eine Massenproduktion. Handwerkliche Produktionsweisen dominierten auch hier bis weit in das 19. Jahrhundert und wurden erst spät von Staatsbetrieben und vor allem privaten Fabriken verdrängt.
Hergestellt wurden alle Arten von Vorderladergewehren und -pistolen für die schnell wachsende russische Armee. Daneben wurden aber auch Blankwaffen und sonstige militärische Ausrüstungsgegenstände gefertigt.
In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden die Produktionsanlagen erweitert. Sie erhielten zahlreiche neue Maschinen für die Herstellung des Armee-Hinterladegewehres von Mosin. Unter der Leitung von Sergej lwanowitsch Mosin wurde 1892 die Fertigung des russischen Mehrladegewehres aufgenommen, und bereits im nächsten Jahre war der Betrieb in der Lage, jährlich 250000 bis 270000 Gewehre zu produzieren. Damals wurden durchschnitten 8000 bis 9000 Arbeiter beschäftigt. Außer Armeegewehren und dem Nagantrevolver stellte die Waffenfabrik Hieb- und Stichwaffen, Jagdbüchsen und Munition her.
Die Revolution im Jahr 1917 veränderte vieles. Die Fabrik wurde verstaatlicht und umbenannt auf "Perwyje Tulskije Orushejnyje Sawody RSFSR" (Erste Tulaer Waffenwerke der Russisch-Sowjetischen Förderativen Sozialistischen Republik), später auf "Perwyje Orushejnyje Sawody SSSR v Tule" (Erste Waffenwerke der UDSSR in Tula). Wurden bisher westliche Waffen importiert und in geringerem Ausmaß in der Fabrik Tula auch nach vorgegebenen Muster selbst gefertigt, so wurden jetzt Anstrengungen unternommen, eigene Konstruktion zu entwickeln, um sich von der Abhängigkeit aus dem Ausland zu lösen. Und da just in dieser Zeit der Revolver durch die Selbstladepistole abgelöst wurde, begann man mit der Entwicklung von Selbstladepistolen.
Nach den ersten Konstruktionen von Korovin folgten verschiedene Versuchsmodelle, welche schließlich 1929 in der weltkannten Pistole TT30 von Tokarev ihren Höhepunkt fanden. 1931 wurde mit der Massenproduktion dieser Pistolen begonnen, wobei nebenbei immer noch Nagant-Revolver gefertigt wurden.
Während des 2.Weltkrieges wurden die Fabrik völlig auf die Kriegsproduktion umgestellt und lieferten einen wesentlichen Teil der Ausrüstung der Roten Armee.
Nach dem Krieg schließlich wurde die Produktion unter staatlicher Verwaltung weitergeführt und ständig mit neuen Konstruktionen erweitert. Wenn auch zusätzliche Waffenschmieden wie Ishewsk oder Sestroresk dazukamen, hat sich doch die "Tulskij Oruzheinij Zavod" (Tulaer Waffenfabrik) bis in die heutigen Tage ihre Bedeutung für die Russische Waffenproduktion bewahrt.