Der 1831 geborene Josef Werndl wuchs direkt in den industriellen Aufschwung Österreichs hinein. Statt der normalen Entwicklung von einer Kleinwerkstatt zur Fabrik begann Werndl gleich im großen Stil.
Mit dem Hintergedanken, den großen militärischen Bedarf zu dieser Zeit zu befriedigen, der nicht mehr durch die vielen in Österreich ansäßigen kleinen Büchsenmacherwerkstätten bewältigt werden konnte, unternahm er ausgedehnte Studienreisen nach Suhl, Sömmerda, St-Etienne, Lüttich und 1852/53 auch in die USA, um die neuesten Fertigungsmethoden zu studieren, kaufte nach seiner Rückkehr eine Polier- und Schleiferwerkstatt auf und begann Maschinen anzuschaffen.
Als der Vater 1855 starb, bestellte die Witwe ihn und seinen Bruder Franz zu Geschäftsführern.
Das Jahrzehnt bis etwa 1865 wurde für Werndl sowie die gesamten Metallbetriebe von Steyr zu einer Zeit wirtschaftlicher Notlage.
Trotz der schlechten Auftragslage fuhr Josef Werndl mit seinem Betriebsleiter 1863 zu einer Studien- und Einkaufsreise in die USA, obwohl dort gerade der Bürgerkrieg wütete. Werndl besuchte nochmals die Remington- und die Colt-Werke und lernte neben den neuesten Fertigungstechniken und Maschinen auch den Beginn der Patronenentwicklung kennen, die für die Zukunft der Waffenentwicklung bestimmend werden sollte. Er selbst kehrte Mitte 1863 nach Wien zurück, sein Betriebsleiter Karl Holub, der noch Maschinen einzukaufen hatte, folgte nach.
Bald danach trafen die ersten Maschinen ein und am 16.4.1864 wurde die "Waffenfabrik Josef & Franz Werndl & Comp." gegründet. Aber Aufträge, besonders jene des Militärs, blieben unbefriedigend. Trotzdem behielt Werndl den Willen, seine Werkstätten und damit Steyr zum Zentrum der Handfeuerwaffen-Produktion der Monarchie zu machen. Er trat in Konkurrenz mit der staatlichen k.k. Gewehrfabrik in Wien und kaufte 1867 die renommierten Büchsenmacherbetriebe von Ferd. Fruhwirth und Witwe Bentz auf, brachte die Maschinen nach Steyr und sperrte dann deren Betriebe zu.
Einige Aufträge kamen vom Reichs-Kriegsministerium wegen des Kriegen geges Italien und Preußen, das große Konzept Werndls ging aber erst mit der Einführung der Hinterladerwaffen ab 1867 auf.
Josef Werndl mußte immer mehr Kredite aufnehmen, um den Import der Werkzeugmaschinen zu bezahlen. Andererseits war es den Banken klar, daß die totale Neubewaffnung der Armee ein Riesengeschäft werden würde. Am 22.9.1869 wurde daher die Firma Werndl in die "Österreichische Waffenfabriks-Gesellschaft Steyr" umgewandelt. Vom Gründungskapital von 6 Millionen Gulden wurden 5,2 Millionen von Josef Werndl selbst eingebracht und Josef Wemdl wurde zum Generaldirektor bestellt.
Zu dieser Zeit bestand das Werk aus mehrern Fabriksobjekten an beiden Ufern des Steyr-Flusses in der Stadt Steyr sowie in Oberletten, etwa sieben Kilometer flußaufwärts gelegen. Unter dem Generaldirektor arbeiteten 2 Direktoren, 11 mittlere und 19 untere Angestellte, sowie 52 Partieführer und etwa 5000 Arbeiter. Die Zahl der Handwerker in der Waffenfertigung ging laufend zugunsten angelernter Kräfte zurück.
Die Gesellschaft folgte nach 1869 der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung und machte auch jene Zeiten mit, wo alle Betriebszustände, vom Mehrschicht-Hochbetrieb bis zur fast vollständigen Arbeitseinstellung eintrafen.
Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Waffenfabrikation kurzfristig im Zweigwerk Solothurn in der Schweiz, welches jedoch ca.1920 von der deutschen Firma Rheinmetall übernommen wurde.
Im Jahr 1927 wurde aus der "Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft Steyr" die Automobil-Fabrik "Steyr-Werke A.G." und das Produktionsprogramm wurde um die Automobilfertigung und sonstigen Maschinenbau erweitert.
1934 wurde sie mit den Firmen "Austro-Daimler" und "Puch" zur "Steyr-Daimler-Puch A.G." zum größten Privatunternehmen Österreichs verschmolzen.
Während der frühen 1930er Jahre gab es eine Verbindung zu "Rheinmetall-Solothurn" und Steyr fungierte als Produktionsbetrieb für von Rheinmetall und Solothurn entwickelte Waffen. Eine Handelsorganisation, die "Steyr-Solothurn AG", wurde in Zürich gegründet, um die von diesem Konsortium produzierten Militärwaffen zu verkaufen. Rheinmetall besaß damals einen so großen Anteil von Steyr, daß 1938 , als Österreich besetzt wurde, Steyr ein Teil der Hermann Göring-Werke wurde.
Nach dem Zusammenbruch und der völligen Demontage 1945 wurde die Firma wieder aufgebaut, produzierte landwirtschaftliche Maschinen und Motorräder, und um 1950 wurde die Waffenherstellung wieder aufgenommen.
Auch heute werden noch Sport- und Militärwaffen gefertigt.