Gewehr- und Fahrradfabrik FR. LANGENHAN, Zella-Mehlis / Deutschland


Einer der ältesten bis Ende des 2. Weltkrieges bestehenden Zella-Mehliser Betriebe war die Gewehr- und Fahrradfabrik Fr. Langenhan.
Auf den Grundstücken wurde im Jahre 1653 von einem Zellaer Innungsmeister ein Schmelz- und Hammerwerk errichtet, in dem das auf Zellaer Gebiet gewonnene Raseneisenerz gereinigt und verarbeitet wurde. Das durch Schmelzprozeß hergestellte und unter einem großen Hammer zu sogenanntem Caineisen weiterverarbeitete Roheisen gelangte an die Schlosser, Schmiede und verwandte Gewerbe zur Verarbeitung und diente unter anderem zur Anfertigung von Waffenteilen, Äxten, Hämmern und Pflugscharen. Zur Krafterzeugung wurde der Gewerksgraben ausgenutzt, der ein Wasserrad betrieb.
Ein großes Schadenfeuer vernichtete im Jahr 1762 die meisten Wohnhäuser von Zella, auch das Hammerwerk zum großen Teil, und infolge der allgemeinen Notlage gelang erst 10 Jahre später der Wiederaufbau.
Im Jahr 1823 finden wir als Besitzer einen Caspar Jäger, der die Anlage als Draht-Hammer-Walzwerk betrieb, später dessen Ehefrau Susanne Jäger und um 1842 Heinrich Anschütz (genannt Blücher). Zunächst rentierte sich der Betieb gut; aber durch die immer fühlbarer werdende westdeutsche Konkurrenz mit ihrer billigen Steinkohle und günstigen Verkehrsbedingungen gingen die Geschäfte laufend zurück.
Heinrich Anschütz sah sich genötigt zu verkaufen, und so gingen die Anlagen an Valentin Friedrich Langenhan aus Mehlis über, der dort bereits seit 1842 einen eigenen, kleineren Betrieb besaß und vorher mit seinem Vater, Johann Gottlieb Langenhan, ein gemeinsames Geschäft betrieb, in dem Gewehrteile wie Steinschlösser, Stechschlösser, Bügel, Kappen und Zubehörteile sowie verschiedene Werkzeuge für Sattler und Messerstähle hergestellt wurden.
Nun wurde die Revolverfabrikation aufgenommen, mit vielen Neuerungen und Verbesserungen, und gute Umsätze im In- und Ausland erzielt. 1873 erhielt die Firma den Zuschlag des Sächsischen Kriegsministeriums zur Lieferung von 4000 Stück des von ihr entwickelten Revolvers Mod. 1873.
Im Jahr 1885 erkrankte Friedrich Langenhan schwer und sein Sohn Hermann Langenhan übernahm die Firma. Die Belegschaft bestand damals aus 7 Angehörigen. Das Unternehmen erlebte unter seiner Leitung bald einen fühlbaren Aufschwung und wurde durch Anschaffung leistungsfähiger Werkzeugmaschinen, stärkerer Kraftmaschinen und aufgrund laufend durchgeführter Neubauten erweitert und gefestigt. Zunächst wurde die Waffenfabrikation bevorzugt und neben Büchsen (einläufige Jagdgewehre), Teschings, Zimmerstutzenrohre, später Kleinkaliber- und Sportbüchsen, Selbstladepistolen, Leuchtpistolen, Luftgewehre und -pistolen hergestellt.
Im Jahr 1894 wurde ein neuer Fabrikationszweig, die Fahrradfabrikation, aufgenommen und das erste "Meteor"-Fahrrad verließ das Werk. Das Rad wurde als sehr solide im In- und Ausland sehr geschätzt und verkauft. Weitere Anbauten waren nötig, und die Belegschaft stieg bis zum 1. Weltkrieg auf 310 Angestellte und Arbeiter. Während und nach dem 1 Weltkrieg wurden neben dem in großen Stückzahlen hergestellten FL-Selbstlader im Kaliber 7,65 mm auch zwei Pistolen hauptsächlich für den zivilen Bereich im Kaliber 6,35 mm gefertigt.
Nach dem Tod von Hermann Langenhahn im Jahr 1929 wurde die Firma in eine Familien-Kommanditgesellschaft umgewandelt, an der die Erbengemeinschaft, Herm. Langenhans Witwe und Kinder, beteiligt war. Geschäftsführer waren die Söhne Fritz und Ernst Langenhan.
Durch zunehmende Arbeitslosigkeit und die Folgen des Versailler Vertrages folgten schwere Jahre.
Zu Beginn des 2.Weltkrieges zählte die Belegschaft über 400 Mitglieder. Die Firma Langenhan wurde wie viele Betriebe in dieser Zeit ab 1934 zur Fertigung militärischer Güter herangezogen, vorrangig von Maschinengewehrteilen. Die Teile wurden an die Gustloff-Werke geliefert, wo auch die Endmontage stattfand.
Nach dem 2.Weltkrieg ging das Werk 1945 in volkseigenen Besitz der DDR über, interessanterweise gemeinsam mit anderen Firmen in der DDR als ein Kombinat mit Namen METEOR.